Motive in der Infrarotfotografie


Einleitung

Gute IR-Fotos mit einer nichtumgebauten Kamera verlangen viel Sonne. Durch das Prinzip einer Spiegelreflexkamera wird das Sucherbild bei aufgeschraubtem Filter rötlich abgedunkelt bis schwarz (je nach Filter), was die Motivwahl und den Bildaufbau umständlicher gestaltet. Wer eine DSLR mit LiveView besitzt, kann auf diesen zurückgreifen und mit dessen Hilfe den Motivausschnitt und Fokus festlegen.

Im nahen Infraroten gibt es verglichen mit der Fotografie im sichtbaren Spektrum mindestens genauso viele Motive. Jedoch ist die Wirkung aufgrund unterschiedlicher Reflexion/Transmission der Materialien vom gewohnten Aussehen teilweise sehr verschieden. Als kleiner Überblick ist im folgenden Diagramm das Reflexionsverhalten einiger Materialien in Abhängigkeit von der Wellenlänge aufgetragen (Daten aus: Frankel at al., Concealment Of The Warfighter’s Equipment Through Enhanced Polymer Technology, 24th Army Science Conference Proceedings, 2004):

Hier gilt es also zu experimentieren, was durchaus sehr reizvoll ist. Dazu existieren etliche Veröffentlichungen aus der Anfangszeit der IR-Fotografie, welche im Folgenden nach und nach ergänzt werden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Beck, Photographie des Unsichtbaren, Photokino-Verlag: Berlin, 1936
  • Bloch et al., Recent developments in infra-red photography, Journal of the Society of Chemical Industry, Vol. 52 (42), 1933, p. 829–837
     https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/jctb.5000524202
  • Clark, Photography By Infrared Its Principles And Applications, John Wiley & Sons, New York, 1947
     https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.212713 (eBook)
  • Dekking, Infrarot-Photographie des Auges, Albrecht von Graefes Archiv für klinische und experimentelle Ophthalmologie, Vol. 130 (3), 1933, p. 373-374
     https://link.springer.com/article/10.1007/BF01855525
  • Haxthausen, Infrared photography of subcutaneous veins: Demonstration of concealed varices in ulcer and eczema of the leg, British Journal of Dermatology, Vol. 45 (12), 1933, p. 506–511
     https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1365-2133.1933.tb10132.x
  • Helwich, Die Infrarot-Fotografie und ihre Anwendungsgebiete, 2. Aufl., Heering Verl., Harzburg, 1937
  • Rawling, Infra-Red Photography, Nature, Vol. 132, 1933, p. 733-736
     https://www.nature.com/articles/132733a0

Motive

Da Blätter wie oben schon beschrieben, das IR-Licht gut reflektieren, kommt bei direktem Sonnenlicht der Wood-Effekt am besten zur Geltung. Mehr noch als bei der normalen Fotografie ist der Sonnenstand entscheidend. Je nach Standpunkt der Kamera zur Sonne und Einfallswinkel derer erscheint das Blattwerk von weiß bis dunkelgrau bzw. in entsprechenden Farbabstufungen bei Falschfarben-Bildern. Jedoch ist der Wood-Effekt nicht das einzige künstlerische Gestaltungsmerkmal einer Infrarot-Aufnahme. Durch fehlende Reflexion der IR-Strahlung im Himmel, wird dieser in der späteren Aufnahme relativ dunkel bis schwarz (wieder abhängig vom Sonnenstand) dargestellt. Wolkenformationen und feine Schleierwolken gewinnen hingegen deutlich an Kontrast.

Da die Farbe des Wasser durch die Spiegelung des Himmels entsteht, wird auch dieses dunkelblau bis schwarz wiedergegeben. Die Wood-Effekt ist auch in der Spiegelung der Landschaft im Wasser sichtbar, so dass sich beispielsweise vermeintlich gelbe Bäume im Wasser eines Sees spiegeln:

Relativ langweilig hingegen wirken große Flächen Gras, Blumen oder einfach nur Bäume, da sie eine recht eintönige kontrastarme Masse ergeben. Hinzu kommt bei der Aufnahme mit der Scheune noch der wolkenlose Himmel, der somit auch keinerlei Struktur besitzt. An den Bäumen rechts im Hintergrund lässt sich erkennen, dass je nach Lichteinfall und Baumart die Helligkeit und Ausprägung des Wood-Effekts variiert.

Die auf diversen Portalen weit verbreitete Aussage, dass Nadelbäume grundsätzlich weniger NIR reflektieren ist nicht haltbar. So konnte für die Blau-Fichte gezeigt werden, dass eine Schutzschicht aus Wachs auf der Epidermis sogar für erhöhte Reflexion verantwortlich ist, vgl. dazu:
Reicosky und Hanover, Physiological effects of surface waxes, Plant Physiology, Vol 62, S. 101-104, 1978
 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1092064/pdf/plntphys00868-0127.pdf

Neben der Landschaftsfotografie bieten Architekturaufnahmen einen interessanten Anblick, da Materialien wie Holz oder Beton/Mauerwerk meist einen schönen Kontrast zu Laub/Wiese darstellen.

Obwohl Aufnahmen Blüten im Infraroten eher einheitlich hell sind, kann sich in Kombination mit Falschfarben trotzdem ein interessanter Kontrast ergeben. Für Pentax-Nutzer sei noch erwähnt, dass das DFA 100 eines der wenigen Objektive ist, das locker über f8 abgeblendet werden kann. Im Bereich der Blütenblätter und Fruchtstände kommen die feinen Strukturen einiger Pflanzen mit Hilfe der Infrarot-Fotografie besonders gut zur Geltung